Angekommen.

30./31. Dezember. Am Ende siegt die Neugier. Ich schütte meinen Instant-Kaffee mit Instant-Milch(pulver) hinunter, ziehe mir die Sneaker an, schnappe die Kamera und verlasse das Hotel. Es ist 21 Uhr, ich wollte längst schlafen, doch die Lichter des Hafenviertels in Buenos Aires ziehen mich an (wo ist das Stativ, wenn man es braucht?). Es ist Sonntagabend, aber die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Die Restaurants und Bars sind voll, Pärchen und Familien flanieren entlang der alten Backsteinbauten und Kräne. Es beginnt zu regnen, warm wie im Sommer. Bloß für mich ist es tiefster Winter.
Die Nacht danach ist kurz. Die Klimaanlage hält mich wach. Ohne geht es unter der dicken Bettdecke allerdings auch nicht. Irgendwann kapituliere ich. Ich dusche, genieße noch ein letztes Mal die Vorzüge eines Frühstücks im Hotel, inklusive belgischer Waffeln und Pancakes, und warte dann auf meinen Transfer zum Flughafen. Als der Bus gegen 10.30 Uhr eintrifft, wartet die Schicksalsgemeinschaft darin bereits freudig strahlend auf mich. Sie mussten dieses Mal nicht im Wellnessbereich übernachten.

Das Buenos Aires am Morgen ist ein gänzlich anderes als noch in der Nacht zuvor. Der Himmel ist wolkenverhangen und grau, es regnet. Die Lichter der Autos spiegeln sich im nassen Asphalt wieder. Wir fahren an einem Gewirr aus tristen Betonbauten vorbei. Ihr Äußeres lässt nicht erahnen, ob sie vor ihrer Fertigstellung oder dem Verfall stehen Stromleitungen hängen wie Wollfäden lose zwischen ihnen herab. Im Radio läuft Tango, ein Mate-Tee trinkender Lkw-Fahrer fährt an uns vorbei und hupt zum Abschied drei Mal.

Mit jeder Minute wird es grüner und wir lassen Buenos Aires allmählich hinter uns – eine Stadt der Kontraste: arm und reich, jung und alt, im Aufbruch, die besten Zeiten hinter sich. Als wir am Flughafen ankommen, schüttet es. Madonna singt „Don‘t cry for me Argentina“. Stolz und traurig zugleich.
Inzwischen ist es 18.30 Uhr. Wir sind mit knapp einstündiger Verspätung in Buenos Aires weggeflogen. Kapitän Luis – wie sollte er auch anders heißen – verspricht jedoch, pünktlich in Madrid zu landen. Am Ende sind es nur wenige Minuten mehr.

Geschlafen habe ich nicht. Zu laut, zu eng, zu warm war es mir. Und als ich gegen Mitternacht endlich einschlafen könnte, gehen alle Lichter an und es wird Frühstück serviert – ich hatte vergessen, meine Uhr wieder vier Stunden vorzustellen.

In Madrid tanke ich Strom, um mein Notebook zu laden und diese Zeilen zu tippen. Denn sofern ich planmäßig um 11.40 Uhr in Wien lande, werde ich danach besseres zu tun haben – Wäsche waschen, zum Beispiel. Oder auspacken. Und vor allem: ankommen.

Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter mir, jetzt muss das Erlebte erst einmal sacken und verarbeitet werden. Es war der wohl zweifelsohne aufregendste Urlaub meines bisherigen Lebens. Ob es etwas Vergleichbares wieder geben wird? Wir werden sehen, wohin die nächste Reise geht.
Jetzt freue ich mich erst einmal auf meine Couch – und den Jahreswechsel im Kreis meiner Familie. Vorsätze im neuen Jahr? Öfter aus der Komfortzone herauszukommen und Neues zu wagen. Vielleicht lest ihr dann ja wieder davon. Bis dahin: Rutscht gut ins neue Jahr.

Alles Liebe,
Sebastian

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