50 Shades of Blue

22. Dezember. Eis – etwa 98 Prozent der Antarktis sind davon bedeckt. Deshalb wird es auch ziemlich feucht in Küstenstädten, sollte es schmelzen. Schätzungen zufolge dürften die Meeresspiegel weltweit um rund 60 Meter steigen, wenn der gigantische Eisschild einmal nicht mehr ist. Noch ist das Eis allerdings da, ob als Gletscher oder in Form von Eisbergen.

In der Chiriguano Bay bewundern wir es am Vormittag vom Schlauchboot aus. Obwohl der Himmel bedeckt ist, sind es neben den unterschiedlichsten, teils bizarren Konturen vor allem die verschiedenen Farbfacetten, die begeistern. Und die puren Dimensionen. Ich schätze die Entfernung vom Boot zum Gletscher auf etwa 60 bis 70 Meter, doch das Laser-Messgerät des Guides zeigt knapp 500 Meter an. Es ist die enorme Größe, die die Gletscher derart nahe erscheinen lässt.

Gletscher in der Chiriguano Bay

Eiszuckerlblauer Eisberg in der Chiriguano Bay

Bizarre Eisformation

Eisberge vor Danco Island

Der Abstand ist übrigens zu unserer eigenen Sicherheit. Sollte sich einer der riesigen Eisblöcke lösen und ins Meer stürzen, könnten uns die daraus resultierende Welle oder herumfliegende Eis- und Gesteinssplitter zum Verhängnis werden. Auch zu großen Eisbergen bleiben die Fahrer besser auf Distanz. Sie könnten kippen bzw. sich drehen und das Schlauchboot dann einem Katapult gleich durch die Luft schleudern. Uns passiert an diesem Tag glücklicherweise weder das eine noch das andere.

Danco Island

Das Schlauchboot zeigt, wie gigantisch groß die Gletscher sind

Unten links: ein paar Kayaks

Nach dem „Cruising“ heißt es dann erst einmal wieder Bilder sichern und bearbeiten, damit es abends weniger Arbeit ist. Im Schnitt bleiben nach dem Aussortieren jeden Tag rund 100 Bilder übrig. Danach ein kurzes Briefing zu einem, wenn nicht dem bevorstehenden Highlight einer an Höhepunkten bereits sehr reichen Reise. Mehr dazu hoffentlich in Kürze. Heute bzw. morgen macht uns das Wetter diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung. Für den nächsten Vormittag werden Windgeschwindigkeiten von 20 Metern pro Sekunde erwartet. Zu viel für das geplante Vorhaben.

Gegen Nachmittag kommt die Sonne heraus

So geht es dafür abends etwas weniger gestresst und noch dazu bei wirklich herrlichem Wetter, das die Jacke fast überflüssig macht, an Land. Konkret: Danco Island. Auch hier neben strahlend blauem Wasser jede Menge Gletscher, deren schiere Größe sich erst in Relation zu den winzigen Kayaks oder Schlauchbooten offenbart. Und natürlich dürfen auch sie nicht fehlen: Eselspinguine. Bereits an der Anlandestelle werden wir von ihnen begrüßt. Wie immer haben sie Vorfahrt – jeder bleibt solange stehen, bis der Pinguin seines Weges gegangen ist.

Eselspinguin

Cooler Dude
Viele von ihnen zieht es wie uns auf den Berggipfel - wobei wir etwas darunter Halt machen, um sie nicht beim Brüten zu stören. Für die kleinen Kerlchen ist es jedenfalls ein beachtlicher Weg. Im durch die Sonne aufgeweichten Schnee rutschen sie immer wieder aus und landen auf dem Bauch, rappeln sich sogleich aber wieder auf und watscheln weiter. Runter geht es dafür schneller, auch für uns: Ähnlich den Pinguin-Highways haben die Guides in den Schnee eine kurze Rutschbahn gegraben. Mit meinen zwölf Kilogramm Kamera-Equipment am Rücken bevorzuge ich dann aber doch den Fußweg.

Auf dem mühsamen Weg nach oben


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